Der Kulturpreis Deutsche Sprache 2013 ging an Ulrich Tukur und das Europäische Übersetzer-Kollegium Nordrhein-Westfalen in Straelen e. V. 

 Jurymitglieder, Preisträger und Laudatoren des diesjährigen Kulturpreises Deutsche Sprache*

Am 19. Oktober 2013 fand in Kassel die Verleihung des Kulturpreises Deutsche Sprache statt. Der dreiteilige Preis wird seit 2001 von der Eberhard-Schöck-Stiftung (Baden-Baden) und vom Verein Deutsche Sprache e. V. (Dortmund) für besondere Verdienste um die deutsche Sprache vergeben. Den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache erhielt der Schauspieler, Schriftsteller und Musiker Ulrich Tukur.  Der undotierte Institutionenpreis Deutsche Sprache ging an das Europäische Übersetzer-Kollegium Nordrhein-Westfalen in Straelen. Die Vergabe des mit 5.000 Euro dotierten Initiativpreises Deutsche Sprache wurde in diesem Jahr ausgesetzt. Prof. Helmut Glück, Sprecher der Jury des Kulturpreises Deutsche Sprache, begründete dies damit, dass der Vorstand des dafür nominierten Fördervereins Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf e. V. nicht handlungsfähig sei.

Jacob-Grimm-Preisträger Ulrich Tukur

Ulrich Tukur: „Ich habe mich schon immer mit der deutschen Sprache auseinandergesetzt“

„Ulrich Tukur gehört zu den vielseitigsten und begabtesten deutschen Schauspielern unserer Zeit. Er hat nicht nur auf der Theaterbühne, in Fernseh- oder Kinoproduktionen bewiesen, dass man wunderbar mit der deutschen Sprache spielen kann, er überzeugt auch als virtuoser Musiker und Autor“, begründete der Bamberger Sprachwissenschaftler Glück die Entscheidung der Jury.

Prof. Waltraud Wende, Ministerin für Bildung und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein und Mitglied der Jury, hob in ihrer Laudatio hervor: „Ulrich Tukur ist ein Mann der Sprache. Er wird ausgezeichnet für seine Sprache, für die Art und Weise, wie er mit Sprache umgeht, wie er mit Worten und Lauten eine Welt erschafft. Er wird ausgezeichnet für sein Sprachtalent und seine Sprachsensibiltät. Er wird ausgezeichnet als einer, der in faszinierender Art und Weise mit den Möglichkeiten von Sprache und Sprachgebrauch spielt. Ulrich Tukur ist ein Wortkünstler mit vielen Talenten. Ich traue ihm zu, uns Grimms Wörterbuch vorzulesen, als wäre es ein Krimi, ein Liebesroman oder ein Beitrag aus den Tagesthemen.“

         

Prof. Waltraud Wende hielt die Laudatio auf Ulrich Tukur

 

Eberhard Schöck fand ebenso liebenswerte Worte für den Preisträger

 

Ulrich Tukur und Eberhard Schöck bei der Preisverleihung

 

Ulrich Tukur ließ es sich nicht nehmen, sich für den Preis zu bedanken

Tukur erwiderte charmant und humorvoll: „Aus übervollem, heißem Herzen möchte ich mich für diesen wunderbaren Preis bedanken. Liebe Jury, Sie können gar nicht wissen, welch’ richtige Wahl Sie getroffen haben - schon als ich aus dem Schoße meiner Mutter kroch, an jenem glutheißen Julivormittag des Jahres 1957, soll ich mit einem Satz - und das meine ich mit der doppelten Bedeutung des Wortes - mit einem Satz vom Bett gesprungen sein und fröhlich gerufen haben: Wohlan Frau Mutter seid gegrüßt - und wo ist die Bibliothek?“ Im Anschluss an seine erheiternden wie anrührenden Dankesworte gab Tukur gemeinsam mit den Mitgliedern der Tanzkapelle »Rhythmus Boys«, Ulrich Mayer und Günter Märtens, mehrere Kostproben seines musikalischen Könnens und begeisterte das Publikum.

   

Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys gaben eine Kostprobe ihres musikalischen Könnens...

 

...und begeisterten das Publikum mit schmissiger Musik aus ihrem Repertoire

Zu den bisherigen Jacob-Grimm-Preisträgern gehören u. a. Udo Lindenberg (2010), Nora Gomringer (2011) und Peter Härtling (2012).

Claus Sprick: „Wir sind die, die mit Grimms Wörterbuch arbeiten“

Der Institutionenpreis Deutsche Sprache wurde dem Europäischen Übersetzer-Kollegium Nordrhein-Westfalen in Straelen verliehen. „Das Übersetzer-Kollegium Straelen ist seit 1978 eine internationale Begegnungs- und Arbeitsstätte im Dienste der Literatur. Es hat erheblich zur heutigen Qualität literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen beigetragen“, so die Begründung der Jury.

Dr. Jochen Pleines, ehemaliger Direktor des Landesspracheninstituts in der Ruhr-Universität Bochum, brach in seiner Laudatio eine Lanze für die Berufsgruppe der Übersetzer, deren Aufgabe darin bestehe, den Nachweis zu führen, dass es keine unübersetzbaren Worte oder Wörter gibt. Sie führen ein Dasein im Schatten, als Dienstleister hinter den Kulissen, ein wenig versteckt, zumeist auf sich allein gestellt, im stillen Kämmerlein. Damit einher gingen in den allermeisten Fällen eine sehr bescheidene materielle Ausstattung und Anerkennung. „Wir alle profitieren von der Arbeit, dem Können und der Bereitschaft zur Leidenschaft und zum Leiden der Übersetzer. Ohne sie wären wir in unserer Wahrnehmung der Literatur begrenzt auf das, was wir in unserer eigenen Sprache lesen können“, sagte Pleines. Nach Straelen werden seit 1978 für einige Wochen erfahrene, ausgewiesene Übersetzer eingeladen, die einen Übersetzungsauftrag eines Verlages haben. Sie können Wohnungen, Bibliothek, Internetzugang sowie die Angebote an Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen kostenlos in Anspruch nehmen. 

      

Dr. Jochen Pleines, Direktor des Landespracheninstituts in der Ruhr-Universität Bochum i.R., hielt die Laudatio auf den Institutionenpreis

 

Dr. Renate Birkenhauer (l.) und Claus Sprick (r.) vom Europäischen Übersetzer-Kollegium nahmen den Preis von Dr. Jochen Pleines entgegen

 

Claus Sprick, Präsident des Europäischen Übersetzer-Kollegiums, bedankte sich für den Institutionenpreis Deutsche Sprache

Claus Sprick, Präsident des Europäischen Übersetzer-Kollegiums, und dessen Vizepräsidentin Dr. Renate Birkenhauer nahmen den Institutionenpreis Deutsche Sprache entgegen. Sprick erwiderte: „Schon die Nominierung für den Preis hat uns sehr gefreut - und ein bisschen überrascht. »Übersetzer? Das sind doch die, die sich mit fremden Sprachen auskennen!« Mit fremden Sprachen? Seltsam, dass ausgerechnet die jetzt vom Verein Deutsche Sprache ausgezeichnet werden, der sich für den Erhalt und die Entwicklung unserer eigenen Sprache einsetzt. Viele sind erstaunt, wenn man ihnen zu erklären versucht, dass man sich als literarischer Übersetzer zwar bestens in der fremden Sprache und Kultur auskennen muss - dass es aber noch viel wichtiger ist, die eigene Muttersprache zu beherrschen. Denn sie ist das Material, aus dem man den fremdsprachigen Text neu erschaffen muss. Ein literarischer Übersetzer muss stets die ganze Sprachlandschaft vor Augen haben. Diesen Blick und diesen Umgang mit Sprache versucht das Europäische Übersetzer-Kollegium seit nunmehr 35 Jahren zu schärfen.“ Davon würden alle Leser der Weltliteratur profitieren, die sich so liest, als hätte der Autor das Buch auf Deutsch geschrieben.

Bisher erhielten dien Institutionenpreis Deutsche Sprache u. a. die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, die Deutschlandstiftung Integration für ihre Initiative »Ich spreche Deutsch« und die Redaktion der »Sendung mit der Maus«.

Die Jury für den Kulturpreis Deutsche Sprache: Angela Elis (Freiberg), Prof. Dr. Helmut Glück (Sprecher, Bamberg), Dr. Holger Klatte (Geschäftsführung, Dortmund), Prof. Dr. Wolf Peter Klein (Würzburg), Prof. Dr. Walter Krämer (Dortmund), Dipl.-Ing. Eberhard Schöck (Baden-Baden), Prof. Dr. Waltraud Wende (Kiel).

Weitere Informationen unter www.kulturpreisdeutschesprache.de

* Gruppenfoto auf der Bühne:

Dr. Jochen Pleines, Direktor des Landesspracheninstituts in der Ruhr-Universität Bochum i. R., Ernst Wegener, Leitender Ministerialrat im Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Hessen, Bertram Hilgen, Oberbürgermeistern der Stadt Kassel, Claus Sprick und Dr. Renate Birkenhauer, Präsident und Vizepräsidentin des Europäischen Übersetzer-Kollegiums, Prof. Dr. Wolf Peter Klein, Sprachwissenschaftler an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Jacob-Grimm-Preisträger Ulrich Tukur, Prof. Dr. Waltraud Wende, Ministerin für Bildung und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein, Preisstifter Eberhard Schöck, Ulrich Mayer und Günter Märtens, Mitglieder der Tanzkapelle »Rhythmus Boys«, Prof. Dr. Helmut Glück, Sprecher der Jury des Kulturpreises Deutsche Sprache (v.l.n.r.)


© Text: Jörg Bönisch | Fotos: Jörg Bönisch (11), Kulturpreis Deutsche Sprache (1)