31. Oktober: Reformationstag darf nicht dem vermaledeiten Kürbisfasching geopfert werden

Halloween nicht im deutschen Brauchtum verwurzelt • Wieder obsiegt der Konsum  

Abb.: Jenifoto - Fotolia.com

Schon längst ist der gemütliche Weihnachtseinkauf mit schlendern über den Weihnachtsmarkt in Deutschland zum turbulent-hektischen X-Mas-Shopping mit maßlosem Glühweingenuss verkommen. Im gleichen Maße scheinen die religiösen Hintergründe um Jesu Christi Geburt ins Hintertreffen zu geraten. Seit einigen Jahren droht nun auch dem historisch bedeutsamen Reformationstag heidnisches Ungemach: Halloween breitet sich aus, obwohl es als keltisches Fest überhaupt keine Wurzeln im deutschen Brauchtum hat.

Geschäftemacher haben den Kürbisfasching zwischen Sommerschlussverkauf »SALE«, Herbstausverkauf »MID SEASON SALE« und dem Weihnachtsgeschäft »X-MAS SHOPPING«  als sprudelnde Einnahmequelle für sich entdeckt. Jahr für Jahr wird der Einfluss größer - die Umsätze dürften im mittleren dreistelligen Millionenbereich angelangt sein. Bereits vor zehn Jahren verbuchte der Einzelhandel nach Angaben des Handelsblatts rund 200 Millionen Euro.

Bildungsniveau nur Mittelmaß • Lesekompetenz unterdurchschnittlich 

Bedauerlich ist, dass damit traditionelle religiöse Gedenk- und Feiertage - der Reformationstag (31. Oktober), Allerheiligen (1. November) und der Martinstag (11. November) - in Agonie verfallen. Damit setzt sich der Verfall von Sitten und Bräuchen - und damit der kulturelle Niedergang - weiter fort. Wie weit dieser Verfall führt, zeigt deutlich die aktuelle Pisa-Studie für Erwachsene, welche Anfang Oktober von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgestellt wurde. Bei den Schlüsselkompetenzen Lesen, Rechnen und Probleme mithilfe von Computern lösen, schneidet Deutschland im internationalen Vergleich nur durchschnittlich ab. Im Aufgabenfeld Lesen - also dem Verstehen, Interpretieren und Bewerten von Texten - erzielten die Teilnehmer in Deutschland im Mittel 270 Punkte (OECD-Durchschnitt: 273). Das beste mittlere Leseverständnis haben der Erhebung zufolge die Menschen in Japan (296) und Finnland (288). 

Das »Programme for the international Assessment of Adult Competencies« (PIAAC), das die OECD in insgesamt 24 Staaten durchgeführt hat, zeigt deutlich auf, dass in Deutschland im Bereich der Leseförderung nach wie vor dringender Handlungsbedarf besteht: Obwohl der Kenntnisstand bei den Alltagskompetenzen insgesamt im Durchschnitt liegt, verfügt rund ein Sechstel (17,5 Prozent) der Erwachsenen zwischen 16 und 65 Jahren in Deutschland nur über Lesekenntnisse auf Grundschulniveau. Diese Zahl ist damit höher als im internationalen Durchschnitt (15,5 Prozent).

Luther • Reformation • Bibelübersetzung

Martin Luther-Denkmal in Wittenberg | Foto: Jörg Bönisch

Martin Luther löste mit seinen 95 Thesen gegen den Ablass nicht nur tief greifende Veränderungen in Kirche und Gesellschaft aus - mit seiner Bibelübersetzung aus der althebräischen, aramäischen bzw. altgriechischen Sprache in das Frühneuhochdeutsche tat er auch Großes für unsere Muttersprache und reformierte Europa. Dem gilt es - nicht nur in der Mitte der Lutherdekade - am 31. Oktober zu gedenken, nicht dem Halloween, wie er hierzulande als infantil-säkularer Kürbisfasching zelebriert wird. Gerade im Heimatland der Reformation darf nicht vergessen werden, dass die bis heute wirkenden Veränderungen im Mittelalter 1517 in Wittenberg ihren Ursprung hatten.

Text: Jörg Bönisch

Quellen: www.wikipedia.de, www.oecd.org, www.stiftunglesen.de