Die Paul-Riebeck-Stiftung eröffnet am 10. September 2023 um 14 Uhr im Rahmen des Tags des offenen Denkmals ihre Ausstellung und präsentiert 18 Jahre Übertragungsarbeit ihrer Sütterlinstube. Im beeindruckenden Riebeckstift, Kantstraße 1, 06110 Halle (Saale), erwarten die Besucher bis 31. Oktober montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr im Foyer imposante Übertragungen sowie Ausstellungsstücke des Kooperationspartners VDS.
In Sütterlinstuben finden sich Menschen zusammen, die Sütterlin noch beherrschen und ihr Wissen weitergeben möchten. Ehrenamtlich bieten sie Übersetzungen von Dokumenten an.
Nähere Informationen zum Süttember: www.vds-ev-de.
Gendern mit Sonderzeichen an Schulen in Sachsen-Anhalt verboten
In Sachsen-Anhalts Schulen gilt mit Schuljahresbeginn im August 2023 wieder das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Konstruktionen mit Doppelpunkt, Sternchen, Unterstrich sowie andere Formen zur Kennzeichnung vermeintlich mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinneren dürfen nicht verwendet und sollen als Normverstöße gewertet werden. Das Bildungsministerium beruft sich dabei auf den jüngsten Beschluss des Rats der deutschen Rechtschreibung vom 14. Juli 2023, wonach Sonderzeichen im Wortinnern nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören und damit nicht den aktuellen Festlegungen des amtlichen Regelwerks entsprechen.
Entgegen anderslautender Medienveröffentlichungen ist damit die sogenannte geschlechtergerechte Sprache an Sachsen-Anhalts Schulen nicht grundsätzlich verboten. Die im amtlichen Regelwerk empfohlenen Schreibweisen mit Doppelnennungen (Lehrerinnen und Lehrer), die Schrägstrichlösung (Lehrer/innen) oder Ersatzformen (Lehrkraft) sind weiterhin erlaubt.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist ein zwischenstaatliches Gremium, das von den staatlichen Stellen damit betraut wurde, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln. Der Rat ist somit die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung und gibt mit dem amtlichen Regelwerk das Referenzwerk für die deutsche Rechtschreibung heraus. Diese Aufgabe obliegt nicht dem DUDEN! Das amtliche Regelwerk gilt für Schulen sowie für Verwaltung und Rechtspflege.
Jörg Riemer, Vorsitzender des NOVALIS-Literaturkreises, führte zwölf Vereinsmitglieder sowie interessierte Sprach- und Literaturfreunde am 5. August 2023 durch Weißenfels zur NOVALIS-Gedenkstätte in der Klosterstraße 24. Dort schloss sich eine Führung durch die Ausstellung über Friedrich von Hardenberg (1772 - 1801) an, die auch seine Ingenieursleistungen im Bergbau würdigt.
Nach seinem Bergbaustudium in Freiberg wurde von Hardenberg 1799 als Assessor bei der Salinendirektion in Weißenfels angestellt. Er war der einzige im frühromantischen Dichter- und Freundeskreis, der einen festen Beruf ausübte. Neben der beruflichen „Hauptsache“, betrachtete er sein dichterisches und philosophisches Werk als eine „Nebensache“. Dennoch wurde Friedrich von Hardenberg nicht durch seine Leistungen als Geologe und Erkunder der Braunkohlenvorkommen in der mitteldeutschen Region bekannt, sondern unter dem Pseudonym NOVALIS, der Neuland Bestellende, als bedeutender Dichter der deutschen Frühromantik.
Seit 1996 betreibt der Literaturkreis im „Novalishaus“ eine Gedenkstätte mit Ausstellung zum Leben und Werk des bedeutenden Frühromantikers: www.novalis-weissenfels.de.
Der Referent Dipl.-Ing. Jörg Bönisch, Mitglied im Bundesvorstand und stellvertretender Leiter der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt des Vereins Deutsche Sprache, gab bei der „Redezeit“ einen Überblick über den Streitfall Gendersprache. Denn um die sogenannte geschlechtergerechte Sprache ist eine breite gesellschaftliche Diskussion entbrannt. Für die einen ist es Ausdruck der Gleichstellung, andere fühlen sich bevormundet. Diese Debatte ist in vollem Gange. Doch viele Fragen rund ums Gendern sind noch offen. Zahlreiche unabhängige Umfragen ergaben, dass mindestens zwei Drittel der Bevölkerung Eingriffe in das Standarddeutsch durch das Gendern ablehnen. Viele Menschen empfinden die Genderschreib- und Sprechweisen für den Lesefluss und die Hörgewohnheiten als störend. Von den Befürwortern der Gendersprache wird das generische (geschlechtsunspezifische) Maskulinum (z. B. alle Besucher) abgelehnt, weil es vermeintlich nur Männer benenne.
Die nächste Veranstaltung aus der Reihe „Redezeit“, welche die Stiftung LEUCOREA gemeinsam mit dem Verein WortWerkWittenberg und dem Institut für deutsche Sprache und Kultur anbietet, wird am Montag, 9. Oktober 2023, 18 Uhr, in der LEUCOREA (Collegienstraße 62, 06886 Lutherstadt Wittenberg) stattfinden.
Der Landrat des Saalekreises, Hartmut Handschak, hat das Gendern in der Kreisverwaltung per Anweisung verboten. „Es gibt keinen Rechtsanspruch auf geschlechtergerechte Formulierungen“, heißt es in der Mitteilung an die Verwaltung. In den Texten und Veröffentlichungen solle „auf die Verwendung von verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern“ verzichtet werden. „Orthografische und grammatikalische Richtigkeit, Einheitlichkeit und Verständlichkeit von Texten haben gegenüber einer diskriminierungsfreien Sprache eine höhere Priorität.“ Das sei mit dem generischen Maskulinum sichergestellt.
Die CDU zog in diesem Rahmen einen entsprechenden Antrag zum Genderverbot wieder zurück, da der Zweck erfüllt sei, und auch die FDP begrüßte die Entscheidung. Christina Kleinert, Dezernentin der Inneren Verwaltung, sagte auf eine Anfrage des Nachrichtenmagazins „Spiegel“, man berufe sich auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2018. Demnach gebe es keine gesetzliche Pflicht zu einer vermeintlich gendergerechten Sprache. Wichtig sei, dass die Kommunikation einerseits rechtssicher, andererseits barrierefrei sei – Sonderzeichen wie Sternchen könnten das nicht leisten.
Laut MDR soll es aber keine disziplinarischen Maßnahmen geben, wenn sich die Mitarbeiter der Verwaltung nicht daran halten, denn es handele sich um eine Richtlinie. Sie würden in solchen Fällen allerdings „weiter sensibilisiert“ werden, die Richtlinie in ihrer Kommunikation umzusetzen.
Quelle: VDS-Infobrief vom 25.06.2023
Der Ausflug in die Sprach- und Literaturgeschichte Sachsen-Anhalts stieß auf positive Resonanz
Am 30. Juni 2023 schloss nach 36 Tagen das „Wortreich“ seine Pforten. Fast 38.000 Hallenser und Besucher der Saalestadt konnten im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle vom 26. Mai bis 30. Juni 2023 Juni eine in dieser Form einzigartige Themenausstellung zur deutschen Sprache erleben. Die Gäste kamen aus nah und fern, aus allen Teilen Deutschlands, aber auch aus aller Welt: England, Frankreich, Holland, Honduras, Italien, Österreich, Polen, Schweiz, Spanien, aus der Türkei und der Ukraine. Auch Kindergartengruppen und Schulklassen haben das Wortreich besucht.
Das Kulturland Sachsen-Anhalt ist reich an sprach- und literaturgeschichtlichen Bezügen, die im „Wortreich“ unterhaltsam und abwechslungsreich vermittelt wurden. Die Tour begann geschichtlich im Mittelalter mit den Merseburger Zaubersprüchen, dem Minnesang sowie dem Sachsenspiegel und führte über die Neuzeit mit Martin Luther, Kardinal Albrecht sowie Paul Gerhardt und Joseph von Eichendorff zu sprachlichen Entwicklungen der Gegenwart. Weitere Themen sind Mundarten und Dialekte, Sprichwörter und Redewendungen sowie Märchen und Sagen. Aber auch Amtssprache und Behördendeutsch oder Anglizismen und Gendersprache wurden thematisiert.
Zahlreiche Ausstellungstafeln informierten über die Sprach- und Literaturgeschichte Sachsen-Anhalts und schlugen den Bogen zu aktuellen sprachlichen Entwicklungen. Auf der Bühne im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle wurde ein musikalisch-literarisches Begleitprogramm präsentiert.
Vier Tage voller anregender Gespräche und neuer Kontakte – die Leipziger Buchmesse war für den Verein Deutsche Sprache (VDS) und den IFB-Verlag Deutsche Sprache ein voller Erfolg. Regelmäßig bildeten sich große Menschentrauben vor dem Gemeinschaftsstand in Halle 4. „Wir freuen uns vor allem über die vielen jungen Leute, teils noch Schüler, die anhielten und uns in unserem Eintreten gegen die Gendersprache bestätigten“, sagte Jörg Bönisch, Mitglied des VDS-Vorstands, der die Tage in Leipzig begleitet hat. Konnten 2019, der letzten Buchmesse vor der Pandemie, 286.000 Besucher gezählt werden, kamen vom 27. bis 30. April 2023 insgesamt 274.000 Besucher zum „Bücherfrühling“ nach Leipzig.
Bekannt sind Sprichwörter vor allem in ihrer hochsprachlichen Form. Im Vortrag zeigte der Germanist Dr. Ulrich Wenner auf, dass sie in mundartlicher Ausprägung im Alltagsleben der Menschen eine große Rolle spiel(t)en. Dabei nahm er besonders die vielfältigen Themen und der Variantenreichtum in den Blick. Grundlage bildeten Artikel aus dem Mittelelbischen Wörterbuch, eines großlandschaftlichen Dialektwörterbuchs für die nördlichen zwei Drittel von Sachsen-Anhalt, dessen Bearbeiter der Referent Dr. Ulrich Wenner ist.
Die „Redezeit“ ist eine Vortrags- und Diskussionsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA.
Am 11. März 2023 trafen sich in Halle (Saale) 45 VDS-Mitglieder und Gäste zur Mitgliederversammlung der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt. Wichtigster Tagesordnungspunkt war die Diskussion und Abstimmung über die Organisation einer Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung in Sachsen-Anhalt“ nach dem Hamburger Vorbild. Auch in Sachsen-Anhalt sollen die Bürger in Ausübung direkter Demokratie über die Sprache in Verwaltungen, Behörden und Schulen entscheiden. Die Volksinitiative setzt sich für den Gebrauch des Standardhochdeutschen in der öffentlichen Kommunikation ein. Die Teilnehmer der Mitgliederversammlung kamen einhellig zu dem Ergebnis, der Mehrheit der Sprachgemeinschaft und der durch die Gendersprache benachteiligten Personengruppen (Menschen mit Leseschwäche, Seh- oder Hörbehinderung und Nichtmuttersprachler) mit dieser Aktion eine Stimme zu geben. Ein achtköpfiges Gremium wird im zweiten Halbjahr dieses Jahres mit den Vorbereitungen zur Durchführung einer Volksinitiative nach den gesetzlichen Vorgaben des Landes Sachsen-Anhalt beginnen. Fragen und Anregungen richten Sie bitte schriftlich an: volksinitiative@vds-ev-sachsen-anhalt.de.
Nach zweijähriger pandemiebedingter Unterbrechung fand am 9. Januar 2023 die Reihe »Redezeit« ihre Fortsetzung. Vor rund 30 Gästen referierte die evangelische Theologin und Geschäftsführerin der Stiftung LEUCOREA, Dr. Marianne Schröter, über »Deutsch als Wissenschaftssprache. Christian Thomasius und die Universität Halle«. Unter den Besuchern weilte auch Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff mit seiner Gattin Gabriele. In der anschließenden Diskussion stellte sich schnell heraus, das Deutsch als Wissenschaftssprache heutzutage wiederum an Bedeutung verliert und selbst in den Geisteswissenschaften durch Englisch ersetzt wird. Breiten Raum nahm ebenso die sogenannte Gendersprache ein, deren Verbreitung auch vom Ministerpräsidenten nur mit verständnislosem Kopfschütteln quittiert wurde.
Die »Redezeit« gibt es seit 2018 und wird von der Stiftung LEUCOREA gemeinsam mit dem Verein WortWerkWittenberg e. V. und dem Institut für deutsche Sprache und Kultur angeboten. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.