Reformation – Kommunikation – Religion

Martin Luthers Arbeiten zur deutschen Sprache 

Dr. Marianne Schröter | Foto: Jörg Bönisch

Im Januar 2020 lud der Verein WortWerkWittenberg (WWW) zu einer weiteren Veranstaltung aus der Reihe „Redezeit“ nach Lutherstadt Wittenberg in die Leucorea ein. Die Theologin Dr. Marianne Schröter, Geschäftsführerin der Stiftung Leucorea, stellte Martin Luthers Arbeiten zur deutschen Sprache vor. In seinem festen Glauben an Gottes Gnadenzusage und an die Rechtfertigung durch Jesus Christus wollte Luther die römisch-katholische Kirche re-formieren. Mit dem enormen Aufschwung der Künste und des Kunsthandwerks, sprachschöpferischer Kraft sowie dem Druck von Büchern, Flugschriften und -blättern wurde die Reformation so auch zu einem diese Zeit prägenden Medienereignis. Luther war sich dieser Möglichkeiten bewusst und machte sie sich zunutze, um seine Gedanken in Wort und Bild schnell und umfassend hinaus in die Welt zu tragen.

Reformation im analogen Zeitalter: Erst durch den Buchdruck möglich | © Ernst Zeeh - pixabay.com

Schröter hob hervor, dass Luthers eigenes Kunstschaffen seinen Ort in erster Linie im Bereich von Sprache und Dichtung hat. Er gilt als Mann des Wortes und der Wortgewalt. Sein Werk illustriert eine kaum von einem Schriftsteller deutscher Sprache wieder erreichte Produktivität. Folgt man statistischen Berechnungen, ist von einer durchschnittlichen Leistung von täglich fünf Druckseiten auszugehen. Allein für das Jahr 1523, sein literarisch produktivstes, lassen sich 346 Druckschriften von eigener Hand nachweisen. Darüber hinaus erreichten Luthers Schriften kaum 70 Jahre nach der Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern eine Verbreitung mit bis dahin nicht gekannten Auflagehöhen. Dabei bedient er sich nicht nur der deutschen Sprache die vom gemeinen Volk verstanden wird, sondern auch dessen Ausdrucks- und Vorstellungskraft entspricht.

Digitale Vernetzung | © Gerd Altmann - pixabay.com

So schlug die Veranstaltung einen Bogen in die Gegenwart, in der das Internet die Kommunikation und die Gesellschaft im 21. Jahrhundert ebenso rasant und grundlegend verändert, wie es der Buchdruck im 16. Jahrhundert tat. Die digitalen Kommunikationsgeräte und -wege bieten zu jeder Zeit und an nahezu jedem Ort vorteilhafte Möglichkeiten, sich mitzuteilen und miteinander im Kontakt zu bleiben. Doch im Schutz der Anonymität  ist es auch besonders leicht, herumzupöbeln, zu beleidigen, Lügen zu verbreiten oder gar zu drohen. Dieser Thematik wird sich die nächste „Redezeit“ am 20. April um 18 Uhr in der Leucorea annehmen. Prof. Hans-Joachim Solms, Germanist an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Mitbegründer des Vereins WortWerkWittenberg und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Vereins Deutsche Sprache, wird unter der Überschrift „#hassrede – Vom Anstand und der Unanständigkeit“ zur Diskussion anregen.

Aktualisierung (30.03.2020): Die „Redezeit“ am 20. April um 18 Uhr in der Leucorea zum Thema „#hassrede – Vom Anstand und der Unanständigkeit“ findet wegen der Vorsorgemaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nicht statt.

Text: Jörg Bönisch