31. Oktober: Reformationstag darf nicht dem vermaledeiten Kürbisfasching geopfert werden

Halloween ist nicht im deutschen Brauchtum verwurzelt • Wieder siegt Konsum über Kultur

Abb.: Jenifoto - Fotolia.com

Schon längst ist der gemütliche Weihnachtseinkauf mit Bummel über den Weihnachtsmarkt in Deutschland zum turbulent-hektischen X-Mas-Shopping mit maßlosem Glühweingenuss verkommen. Im gleichen Maße scheinen die religiösen Hintergründe um Jesu Christi Geburt ins Hintertreffen zu geraten. Seit einigen Jahren droht nun auch dem historisch bedeutsamen Reformationstag heidnisches Ungemach: Halloween breitet sich aus, obwohl es als keltisches Fest überhaupt keine Wurzeln im deutschen Brauchtum hat.

Geschäftemacher haben den Kürbisfasching zwischen dem früheren Sommerschlussverkauf, nun neudeutsch »SALE« genannt, dem Herbstausverkauf »MID SEASON SALE« und dem Weihnachtsgeschäft »X-MAS SHOPPING« als sprudelnde Einnahmequelle für sich entdeckt. Jahr für Jahr wird der Einfluss größer - mit 320 Millionen Euro Umsatz ist Halloween ein wichtiger Impuls für den gesamten Einzelhandel (Quelle: Handelsverband Deutschland, Stand 2019).

Luther • Reformation • Bibelübersetzung

Die Lutherstube auf der Wartburg • Dort übersetzte Luther das Neue Testament ins Deutsche | Foto: Jörg Bönisch

Bedauerlich ist, dass damit traditionelle religiöse Gedenk- und Feiertage - der Reformationstag (31. Oktober), Allerheiligen (1. November) und der Martinstag (11. November) - in Agonie fallen. Damit setzt sich der Verfall von Sitten und Bräuchen - und damit der kulturelle Niedergang - weiter fort. Martin Luther löste mit seinen 95 Thesen gegen den Ablass nicht nur tiefgreifende Veränderungen in Kirche und Gesellschaft aus - mit seiner Bibelübersetzung vor 500 Jahren aus der althebräischen, aramäischen bzw. altgriechischen Sprache in das Frühneuhochdeutsche tat er auch Großes für unsere Muttersprache. Dem gilt es am 31. Oktober zu gedenken, nicht dem Halloween, wie er hierzulande als infantil-säkularer Kürbisfasching zelebriert wird. Gerade im Heimatland der Reformation darf nicht vergessen werden, dass die bis heute wirkenden Veränderungen im Mittelalter in Wittenberg ihren Ursprung hatten.

Luther verbrachte 1521/22 zehn Monate im Exil auf der Wartburg. Dort befasste er sich mit der Übersetzung des Neuen Testaments. Als er am 1. März 1522 die Wartburg verließ und nach Wittenberg zurückkehrte, war das Manuskript seiner Rohübersetzung abgeschlossen. Melchior Lotter der Jüngere druckte den mit Holzschnitten versehenen Folioband in Wittenberg in einer Auflage von etwa 3.000 Exemplaren. Er kam am 21. September 1522 in den Handel und ging deshalb als „Septembertestament“ in die Geschichte ein.

Text: Jörg Bönisch (2022)